LF 20 KatS in Dienst gestellt

Ziemlich unerwartet aber doch sehr erfreulich war die Zuweisung eines Löschgruppenfahrzeug 20 Katastrophenschutz (kurz: LF20 KatS) vom Bund an die Freiwillige Feuerwehr Werne. Erst Mitte März erhielt die Wehführung die Nachricht, dass man am 05.04.2018 beim Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Bonn ein Fahrzeug entgegen nehmen solle. Daher starteten Anfang April drei Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Werne in Richtung Rheinland, um im Bestückungslager des BBK in Bonn-Dransdorf in die Fahrzeugtechnik eingewiesen zu werden und es nach einer kleinen Übergabezeremonie unter Anwesenheit des BBK-Präsidenten Christoph Unger und Cornelia de la Chevallerie, Abteilungsleiterin der Abteilung Gefahrenabwehr im Ministerium für Inneres und Kommunales, nach Werne zu überführen.

Ein Bericht zur Veranstaltung findet sich hier: http://www.feuerwehr.de/news.php?id=12615

   Nun wurde das Fahrzeug offiziell in Dienst gestellt. Vorwiegend wird es im Rahmen der Katastrophenschutz-Konzepte des Landes NRW genutzt werden und steht in diesem Zusammenhang dem ABC-Zug des Kreises Unna zur Verfügung, um bei der Abwehr von atomaren, biologischen und chemischen Gefahren in der ABC-Bereitschaft NRW eingesetzt zu werden. Gemeinsam mit den Freiwilligen Feuerwehren der Städte Selm und Bergkamen stellt die Freiwillige Feuerwehr Werne diesen Zug in einer Mannschaftstärke von rund 100 Einsatzkräften.

   Einen Überblick über das ABC-Schutzkonzept bietet ein Poster des IdF NRW: http://www.idf.nrw.de/service/downloads/pdf/interschutz_2015/medien_interschutz_poster_4_abc_schutz.pdf

   Die Einheit wird dabei nicht nur im Kreis Unna eingesetzt, sondern kann grundsätzlich in der sogenannten Überörtlichen Hilfeleistung angefordert, da nach dem Gesetzt über den Brandschutz, die Hilfeleistung und dem Katastrophenschutz NRW (BHKG, §39) Gemeinden und Kreise einander zur Hilfeleistung verpflichtet sind, wenn nicht die Wahrnehmung dringender eigener Aufgaben vorrangig ist.

   Diese Regelung griff der sicher prominenteste Sprecher bei der gestrigen offiziellen Übergabe an: Michael Thews (MdB) führte aus, dass im Bund ein Umdenken stattgefunden hat. Denn der Katastrophenschutz sei in den Jahren nach dem kalten Krieg einfach vernachlässigt worden. Und daher investiert man vor dem Hintergrund einer veränderten Sicherheitslage mit wachsender Anzahl an extremen Wetterereignissen und der Terrorismus-Gefahr erheblich stärker in die Sicherheit der Bevölkerung, als man das noch vor 10 Jahren für notwendig hielt. 

   Auch Michael Makiolla, als Landrat des Kreises Unna von Seiten der Verwaltung zuständig für den Katastrophenschutz im Kreis, griff das Thema aus. Makiolla führte aus, dass man sich in dieser Zeit sehr sicher gefühlt habe. Im Ergebnis schaffte man sogar den Begriff "Katastrophe" mit dem Vorgängergesetz des BHKG, dem Gesetz über den Feuerschutz und die Hilfeleistung (FSHG NRW) von  1998, einfach ab.9/11, islamistischer Terror, aber auch Situationen, wie die am vergangenen Wochenende und eine aktuelle Lage in Unna mit dem Verdacht auf einen Rohrbombenfund zeigen aber, dass das der falsche Weg sei.

   Vor den beiden Rednern führte Bürgermeister Lothar Christ aus, dass ein solcher Schutz in der Fläche lediglich mit dem Ehrenamt zu stemmen ist und keine Kommune das mit hauptamtlichen Kräften finanzieren könnte. Er wies darauf hin, dass die Feuerwehr Werne eine zusätzliche Belastung zum ohnehin schon intensiven Einsatzdienst in der Kommune akzeptiert und bedanke sich bei den Einsatzkräften. Diese Bereitschaft sei bewundernswert. Aus Gesprächen mit den Feuerwehrkameradinnen und -kameraden habe er erfahren, dass das Fahrzeug eine sehr gute Ausstattung habe und alles an seinem Ort und ohne irgendwelchen "Schnickschnack" sehr funktional ausgestattet sei. Auch wenn alles da liegt, wo man es erwartet, ist es aber eine zusätzliche Aufgabe, sich mit dem Fahrzeug vertraut zu machen. Er hoffte darauf, dass man daher ganz viel mit dem Auto üben wird, es aber möglichst nie zu schlimmen Einsätzen fahren müsse. Und falls doch, hoffe er, dass die Kameradinnen und Kameraden immer wieder gesund nach Hause zurückkehren.

   Eingeführt und moderiert wurde die Veranstaltung vom Leiter der Feuerwehr Werne, Thomas Temmann. Temmann erzählte die Geschichte um das Zustandekommen des ABC-Zugs im Nordkreis und berichtete von einer kaum ein Jahr alten Entwicklung, seit der stellvertretende Kreisbrandmeister Holger Herlinghaus die Kommunen ins Boot geholt habe. In dieser Zeit haben sich die rund 100 Einsatzkräfte gefunden, eine Führung etabliert und es ist zu erwarten, dass der ABC-Zug wie geplant zum Juli 2018 einsatzbereit sein wird. Das sei eine besondere Leistung der ehrenamtlichen Kameradinnen und Kameraden. Nicht ohne Freude berichtete er, dass Werne auf die beiden in Selm und Bergkamen zu stationierenden Fahrzeuge vom Land NRW verzichtet habe und zunächst mit eigenem Gerät (TLF 3000) den ABC-Zug bedienen wollte, jetzt aber als erste Feuerwehr ein Fahrzeug erhalten habe.

   Auch er bedankte sich bei den Freiwilligen und übergab das Mikrofon an die Geistlichkeit, die das Fahrzeug anschließend in einer kleinen Wortgottesfeier segneten. Das übernahmen in altbewährter Art Pfarrdechant Jürgen Schäfer von der katholischen und Pfarrer Alexander Meese von der evangelischen Kirchengemeinde.

   Offiziell wurde das Fahrzeug dann von Michael Thews (MdB) an die Feuerwehr Werne übergeben. Den symbolischen Schlüssel nahm Brandmeister Sven Schubert entgegen, der am kommenden Samstag zum stellvertretenden Zugführer des ABC-Zugs ernannt werden soll.

Stationiert wird das Fahrzeug im Gerätehaus Stadtmitte, da hier auch der Treffpunkt des ABC-Zugs nach seiner Alarmierung sein wird.

   Im Anschluss konnte das Fahrzeug besichtigt und ausgiebig über die ein oder andere Lösung diskutiert werden. Dass die Feuerwehr auch für das leibliche Wohl gesorgt hatte, war selbstverständlich und so klang der Abend bei interessanten Gesprächen in gemütlicher Runde aus.